Orionnebel über Dresden

Vor einigen Tagen setzten wir ein Foto um, welches wir schon sehr lange fotografieren wollten. Unser geplantes Foto sollte wieder etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen als die „normalen“ Fotos die wir sonst so fotografieren. Angefangen hat alles vor einigen Monaten, als wir uns eine sogenannte Nachführung für Kamerasysteme gekauft haben. Der SkyTracker Pro dient dazu, während längeren Belichtungszeiten des Sternenhimmels der Erdrotation entgegen zu wirken. Eine Nachführung zieht quasi die Kamera in exakt der selben Geschwindigkeit mit, in der sich die Erde dreht und sich demnach auch die Sterne über den Nachthimmel bewegen.

Da wir uns auch privat sehr für das Universum interessieren und eine Fernsehdokumentation nach der anderen verschlingen, wollten wir gern mal ein Foto machen, welches man so vielleicht gar nicht vermuten oder sehen würde. Wir wollten gern ein Himmelsobjekt fotografieren, welches groß genug ist, dass man es auch mit relativ wenig Brennweite gut fotografieren kann, aber dennoch so unscheinbar und Lichtschwach strahlt, dass man es mit bloßem Auge kaum wahrnimmt. Für so ein Foto kamen für uns nur zwei Himmelsobjekte in Betracht. Wir konnten uns für die Andromedagalaxie oder den Orionnebel entscheiden. Beide Objekte sind fast die ganze Nacht zu sehen und mit 200-300mm gut sichtbar zu fotografieren. Daher schraubten wir unser Canon EF 70-200 mm 1:2,8 L IS II USM Objektiv vor die Kamera.

Die Andromedagalaxie und der Orionnebel sind dabei aber so Lichtschwach, dass man sie nur sehr schwer mit bloßem Auge sehen kann. Die Andromedagalaxie ist ungefähr 2,5 Millionen Lichtjahre von unserem Sonnensystem entfernt. Sie stellt somit das entfernteste Himmelsobjekt welches mit dem bloßen Auge sichtbar ist dar. Der Orionnebel ist „nur“ 1600 Lichtjahre von unserem Sonnensystem entfernt. Durch seine relativ starke Helligkeit ist der Orionnebel ebenfalls unter guten Bedingungen mit dem bloßen Auge erkennbar. Beide Objekte lassen sich aber nur in einer dunklen Neumondnacht und ohne störende Umgebungsbeleuchtung am Himmel ausmachen.

Ein großer Knackpunkt bei unserem geplanten Foto war darum die sogenannte Lichtverschmutzung. Straßenlaternen, Autoscheinwerfer und im allgemeinen die Stadtbeleuchtung der umliegenden Städte werfen ihr Licht nicht nur nach unten auf den Boden. Durch die Reflexion vom Boden, gelangt ein großer Teil dieses Lichtes auch nach oben in den Himmel. Die Folge ist ein immer heller werdender Nachthimmel, welche schwach leuchtende Sterne überstrahlt. Ein Sternenhimmel auf dem Land oder auf dem Meer, weit abseits von großen Städten und der damit verbundenen Lichtverschmutzung, sieht darum ganz anders aus als in der Stadt. Abertausende Sterne funkeln dort am Himmel und Objekte wie die Milchstraße, die Andromedagalaxie oder der Orionnebel sind sehr gut mit bloßem Auge zu sehen und auch gut zu fotografieren.

Da es in Deutschland nur noch sehr wenige Orte gibt an den die Lichtverschmutzung relativ gering ist, mussten wir uns also technische Hilfsmittel suchen, diese Lichtverschmutzung so gut es geht auszumerzen. Und hier kam unsere Kameranachführung zum Einsatz. Mit dem SkyTracker Pro ist es möglich, mit relativ langer Belichtungszeit und hoher Brennweite einen gewünschten Himmelsausschnitt zu fotografieren, ohne das die Sterne Lichtspuren bilden oder ein Bewegungsunschärfe erzeugen. Die Kameranachführung bewegt die Kamera in exakt der selben Geschwindigkeit wie sich die Sterne über den Himmel bewegen. Genaugenommen bewegen sich nicht die Sterne, aber durch die Rotation der Erde wirkt das für uns Menschen so. Um noch bessere Chancen für unser Foto zu haben, suchten wir uns auf einer speziellen Lichtverschmutzungskarte einen geeigneten Fotostandpunkt in der Nähe, von dem aus wir die geringste Lichtverschmutzung zu erwarten hatten. Unsere Wahl fiel schließlich auf ein Feld hinter Klipphausen. An diesem Ort hatten wir die störende Lichtverschmutzung von Dresden im Rücken und die nächste große Stadt war so weit weg dasd wir hofften diese nicht zu sehen.

Nun mussten wir nur noch einen passenden Zeitpunkt finden unser gewünschtes Himmelsobjekt gut fotografieren zu können. Nach kurzer Recherche entschlossen wir uns für den Orionnebel. Dieser war in Südwestlicher Richtung am Himmel zu sehen und bewegte sich langsam in Richtung Horizont. Die Andromedagalaxie steht in den meisten Nächten noch zu weit oben am Himmel, sodass wir uns gegen dieses Fotomotiv entschieden, weil es schwieriger wird ein passendes Motiv zu finden wo wir die Galaxie dann dahinter legen könnten. Unser Ziel war es ja, dass gemachte Foto des Nachthimmels hinter ein passendes Dresden Foto zu legen. Dabei sollten Blickrichtung und Höhe des Himmelsobjekts möglichst genau übereinstimmen. Am Ende sollte ein Foto rauskommen, welches eine Situation zeigt wie man sie ohne die Lichtverschmutzung der Stadt tatsächlich so sehen und fotografieren könnte. Um aber an dieses Motiv zu kommen, konnten wir ja nicht einfach die gesamte Stadtbeleuchtung ausschalten. Wir mussten uns also eine Lösung überlegen, die diesen Motiv machbar machte.

Schnell fanden wir ein passendes Foto der Frauenkirche, welches wir letztes Jahr aufgenommen hatten. Es zeigt die Frauenkirche leicht von unten in Richtung Süd-West betrachtet. Das entsprach ziemlich genau unserem gewünschten Motiv mit dem Orionnebel, welcher sich dann ebenfalls Südwestlich im Bild befinden müsste. Am späten Abend oder eher schon frühen Morgen des 23. November war es dann so weit. Der Himmel war klar und wir hatten Urlaub. Es sprach also alles dafür in dieser Nacht unser Bild des Orionnebels umzusetzen. Wir machten uns also spät Nachts auf den Weg in Richtung Klipphausen. Über die Autobahn steuerten wir unseren gewünschten Fotostandpunkt an. Vertieft in Gespräche verpassten wir leider die passende Ausfahrt und entschlossen uns einfach weiter zu fahren. Je weiter wir von Dresden entfernt sein würden umso weniger Lichtverschmutzung hatten wir zu befürchten. Irgend wann fuhren wir dann von der Autobahn ab um ein dunkles Feld anzusteuern. Wo genau das war können wir leider gar nicht sagen, wir hielten nur Ausschau nach einer dunklen Fläche welche so wenig wie möglich Licht in ihrer Umgebung bot.

Endlich ein passendes Feld gefunden, hieß es Fotoausrüstung aufbauen. Wir stiegen aus dem Auto und waren alle gleich vom eindrucksvollen Sternenhimmel beeindruckt. Jeder der in der Stadt wohnt, sollte mal aufs Land fahren um diesen Sternenhimmel zu sehen. Ganz deutlich konnten wir die Milchstraße über uns sehen. Auch das Zentrum der Andromeda Galaxie und den Orionnebel konnten wir als diffuses Nebel erkennen. Nachdem wir dann das Stativ aufgebaut und exakt ausgelotet hatten, wurde es kompliziert. Um eine Kameranachführung so gut wie möglich zu nutzen, muss diese sehr exakt ausgerichtet und korrekt justiert sein. Unsere Nachführung ist eine eher kleinere und damit relativ ungenau. Damit sind leider nur kleinere Brennweiten und Belichtungszeiten möglich. Trotzdem ist dieses kleine Gerät nützlicher und genauer als komplett ohne zu fotografieren.

Wir schraubten die Nachführung also auf unser Stativ und richteten sie grob aus. Damit ein exaktes mitziehen der Kamera möglich ist, musste die Nachführung am Polarstern ausgerichtet werden. Der Polarstern stellt den genausten Fixpunkt der Erdachse dar. Er befindet sich zwar nicht exakt in der Verlängerung der Erdachse aber ist ziemlich nah dran. Mit Hilfe einer App – die zu unser Kameranachführung dazu gehört – wird angezeigt, wo man den Polarstern im kleinen Hilfsfernrohr einjustieren muss, damit sich die Kameranachführung an diesem orientiert und in korrekter Geschwindigkeit mitziehen kann. Neben ein paar anderen Einstellungen mussten wir die Nachführung dann nur noch auf die Nordhalbkugel und einfache Geschwindigkeit einstellen. Anschließend bauten wir unsere Kamera auf die Nachführung und suchten unseren gewünschten Bildausschnitt. Danach kontrollierten wir nochmal das Fadenkreuz des Polarstern und begannen unsere ersten Testaufnahmen. Nach ein paar Versuchen hatten wir gute Bildeinstellungen gefunden bei denen die Nachführung auch Verwacklungsfreie Fotos lieferte.
Nun war Geduld gefragt.

Um ein ausreichend helles Bild mit allen Details zu bekommen, müssten wir eigentlich viel länger belichten. Scharfe Ergebnisse waren aber nur mit max. 10 Sekunden Belichtung möglich. Aus diesem Grund stellten wir den ISO Wert auf 250 ein. Nun machten wir etwas was wir noch nicht so richtig verstanden haben, es aber bei Astroaufnahmen empfohlen wird. Wir fotografierten nicht nur eine Aufnahme des gewünschten Bildausschnittes, sondern sehr viele mehr. Vielleicht hat ja einer der Leser von euch mehr Ahnung. 😀 Da unsere Nachführung der Erdrotation entgegen wirkte, behielt unsere Kamera immer den ausgewählten Bildausschnitt im Visier. Unsern Auslösetimer haben wir nun so eingestellt, dass dieser 100 Fotos machen sollte. Dann hieß es abwarten. Die Zeit während die Kamera ihre Fotos machte, vertrieben wir uns mit quatschen und YouTube Videos gucken. Nachdem alle Aufnahmen gemacht waren, prüften wir kurz unsere Ausbeute. Alle Aufnahmen des Orionnebels waren scharf und verwendbar, wanderten aber trotz Nachführung ganz leicht zur rechten Bildhälfte. Wir hofften das sich dieser Versatz in der anschließenden Bildbearbeitung korrigieren ließ.

Nachdem wir unser gesamtes Equipment wieder zusammen gepackt hatten, traten wir schon fast zum Tagesanbruch wieder die heimreise an. Zuhause wurden alle 100 Aufnahmen des Orionnebels dann aufeinander ausgerichtet und hinter unser Frauenkirchenbild gelegt. Es entstand ein fertiges Bild welches den Orionnebel hinter der Frauenkirche zeigt. Beide Aufnahmen wurden mit 300mm Brennweite aufgenommen und zeigen die selbe Himmelsrichtung. Hätten wir keine störende Lichtverschmutzung in Dresden, dann würde der Sternenhimmel über Dresden tatsächlich so aussehen. Um an dieses Ergebnis zu kommen gingen einige Stunden Fotoarbeit drauf und nicht alles lief so glatt wie wir es uns gewünscht haben. Trotzdem sind wir mit dem fertigen Bild sehr zufrieden und wer weiß, vielleicht fotografieren wir in unserem Weihnachtsurlaub ja auch noch mal die Andromedagalaxie.

Hierbei handelt es sich um einen Affiliate-Link. Solltest du über einen solchen Link etwas kaufen, erhalten wir eine kleine Vermittlungsprovision. Du zahlst deswegen aber auf keinen Fall mehr!

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