Den Sternen ganz nah!

Schon immer übt der nächtliche Sternenhimmel eine besondere Faszination auf uns aus. Nichts hat so eine Anziehungskraft wie die funkelnden Sterne in einer lauen Sommernacht. Oftmals liegen wir beim Fotografieren Stunden lang herum und genießen bei schönen Gesprächen das prachtvolle funkeln Tausender Sterne am sommerlichen Nachthimmel. Umso faszinierender sind dann Fotos, die das Schauspiel am Himmel in atemberaubenden Werken präsentieren. So zum Beispiel die Arbeiten von Fabian Neyer (starpointing.com). Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Schönheit am Himmel zu fotografieren. Wir hatten die Gelegenheit ihm einige Fragen zu stellen, welche er uns sehr gern beantwortet hat.

Hallo Fabian, schön dass ich dir in paar Fragen stellen kann. Magst du dich unseren Lesern kurz vorstellen?

Gerne. Mein Name ist Fabian Neyer, ich lebe in der Schweiz (Region Zürich) und arbeite an meinem Doktorat am Institut für Geodäsie und Photogrammetrie der ETH (Eidgenössische Technische Hochschule). Seit etwa 10 Jahren befasse ich mich mit der Astronomie, was sich, im Gegensatz zur Astrologie, mit dem Aufbau und der Funktionsweise unseres Universums befasst. Wer sich für Astronomie interessiert braucht sich aber nicht zwangsweise mit den mathematischen Formeln und den Theorien zur Beschreibung unseres Universums zu befassen. z.B. können wir mit Hilfe eines Feldstechers oder eines Teleskops das wenige Licht dieser weit entfernten Welten einfangen, konzentrieren und so für uns besser sichtbar machen. Wir können also diese entfernten Sterne, Galaxien und andere Gebilde visuell, d.h. live beobachten.

Die grösste Schwierigkeit besteht also wie angedeutet darin, die kleine Menge an Licht zu konzentrieren und so den Kontrast zwischen dem Objekt und dem Himmelshintergrund zu verstärken. Gute Voraussetzung dafür ist ein natürlich dunkler Nachthimmel, der heutzutage allerdings schwindet, da künstliche Lichtquellen oder falsch angebrachte Beleuchtungsanlagen eine starke Zunahme der Lichtverschmutzung verursachen. In Europa z.B. gibt es nur noch sehr wenige Orte wo der Nachthimmel nicht künstlich aufgehellt wird. Je heller der Himmel, desto grösser muss dann auch das Lichtsammelvermögen eines Teleskops sein, damit das gleiche Objekt beobachtet werden kann. Ich selbst befasse mich weniger mit der visuellen Astronomie sondern viel mehr mit der Astrofotografie, also dem Erstellen von Bildern von astronomischen Objekten. Mit langen Belichtungsmarathons können auch extrem schwache Objekte festgehalten werden – was mich enorm interessiert.

Wie bist du zur Astrofotografie gekommen und warum hast du dich für dieses Thema entschieden? Was genau reizt dich daran?

Schon als ich das erste astronomische Buch studiert hatte, war ich von den schönen Bildern der vielen Galaxien, Gasnebel oder Sternengruppen fasziniert. Ich wollte unbedingt auch mal solche Bilder machen können, denn der Vorteil der Fotografie gegenüber der visuellen Beobachtung liegt in der Möglichkeit das Licht zu sammeln und so noch lichtschwächere Objekte abbilden zu können. Obwohl der ganze Prozess zur Erstellung eines einzigen Bildes ein riesen Aufwand bedeutet (technisch mit der Gerätschaft aber v.a. auch mit der notwendigen Bearbeitung und der Zusammenfügung der einzelnen Bilder), fasziniert es mich aufs höchste, feinste Strukturen und Objekte unseres Universums darstellen zu können.

Einige deiner Fotos werden teilweise über mehrere Monate erstellt. Die Belichtungszeiten betragen oftmals zusammengerechnet viele Stunden. Kannst du unseren Lesern kurz erklären wie du bei einem „Sternenshooting“ vorgehst? Wie schaffst du es immer wieder das selbe Motive zu finden?

Die zu sammelnden Aufnahmen (jede einzelne Aufnahme wird zwischen 10 und 20 Minuten belichtet) werden in der Astrofotografie zusammengefügt damit sich der Kontrast gegenüber einer Einzelaufnahme verbessert. Die Menge der zu sammelnden Aufnahmen hängt von mehreren Parametern ab. Einerseits gibt es Objekte, die vergleichsweise hell sind und deshalb nicht viele Aufnahmen erfordern. Auf der anderen Seite gibt es aber auch feinste Gebilde, die so gut wie kein Licht von sich geben. Für letztere muss ein enormer Aufwand betrieben werden um den kleinen Kontrast, d.h. das wenige Licht im Vergleich zum umliegenden Himmel, überhaupt erst sichtbar zu machen. Ein ebenso grosser Einfluss ist dann auch die allgemeine Helligkeit des Nachthimmels am Beobachtungsstandort. Prinzipiell gilt auch hier der gleiche Grundsatz wie bei der visuellen Astronomie: Je heller der Himmel, desto länger muss in Summe belichtet werden. Wenn also z.B. unter einem natürlich dunklen Nachthimmel 4 Aufnahmen a 10 Minuten belichtet werden, so muss in einem Agglomerationsgebiet ein Vielfaches dieser Anzahl Aufnahmen gesammelt werden (> 20 Aufnahmen) um am Ende das gleiche Resultat zu bekommen.

Je nach Objekt werden also mehr oder weniger Aufnahmen gesammelt, was sich auch über mehrere Nächte oder eben über mehrere Monate verteilen kann. Um den gleichen Himmelsausschnitt immer wieder zu finden, bedient man sich heutzutage verschiedener Programme. Diese sind mit der Steuereinheit des Teleskops sowie mit der Kamera verbunden. Da der ganze Himmel in einem Koordinatensystem eingetragen ist, kann ein Objekt in jeder Nacht exakt angefahren werden – sofern es sich dann auch über dem Horizont befindet.

Gibt es Dinge die dir das fotografieren erschweren, wenn ja, welche sind das?

In der Astrofotografie gibt es eine ganze Reihe von Störfaktoren. Der wohl gravierendste ist die künstliche Erhellung des Nachthimmels, d.h. Lichtverschmutzung. Wenn kein dunkler Himmel zum Fotografieren zur Verfügung steht, muss man schon zu Beginn weg eine bedeutend höheren Anzahl benötigter Aufnahmen einplanen. Dann spielen auch Luftfeuchtigkeit, Luftruhe und andere atmosphärisch bedingte Faktoren eine Rolle. Daneben passieren aber auch oft unvorhersehbare Dinge in Zusammenhang mit den technischen Gerätschaften. So kann z.B. die präzise  Nachführung des Teleskops nicht richtig funktionieren, ungewollte Eisbildung über der gekühlten Fläche moderner Astro-Kameras kann Teile des Sensors verdecken, usw.

Was war denn bis jetzt das schwierigste was du auf einem Foto festgehalten hast?

Ich glaube es gibt nicht “das” Schwierigste. Vielmehr hat jedes Foto wieder seine eigenen Ansprüche und Schwierigkeiten, die es zu bewältigen gilt. Die Bildbearbeitung (notwendig für jedes Astrofoto) ist daher bei jedem Bild auch wieder leicht anders. Ich versuche grundsätzlich sehr lichtschwache Objekte darzustellen. Hier besteht die Schwierigkeit also darin, diese extrem lichtschwachen Strukturen im Vergleich zu den um Grössenordnungen helleren Sternen harmonisch in einem Bild zu zeigen. Um dies etwas auszuführen: Die Natur kennt praktisch keine Grenzen was Lichtintensität angeht. So gibt es schwarze Löcher, aus denen überhaupt kein Licht entrinnen kann und auf der anderen Seite gibt es Supernova-Explosionen, deren Helligkeit jener einer ganzen Galaxie mit hunderten von Milliarden von Sternen entspricht. Wenn wir aber ein Bild machen wollen, indem ähnliche extreme Helligkeitsunterschiede vorhanden sind, sind wir auf 256 Helligkeitsstufen beschränkt (8bit eines normalen JPG-Bilds). D.h. in der Astrofotografie muss eine nicht-lineare Helligkeitsverteilung angewandt werden, um alle Strukturen überhaupt darzustellen.

Was sind denn für Dich die perfektesten Voraussetzungen für ein gelungenes Astrofoto?

Perfekte Voraussetzungen wären: dunkler Nachhimmel ohne künstliche Lichtquellen, tiefe relative Luftfeuchtigkeit, eine kühle und stabil geschichtete Atmosphäre, technische perfekt funktionierende und aufeinander abgestimmte Aufnahmegeräte und zu guter Letzt die nötige Zeit und Geduld für das Sammeln der Aufnahmen und die nachfolgende Bildbearbeitung.

Eine Galaxie ist mit dem blossen Auge ja nur schwer zu erkennen. Wie findest du deine Motive? Gibt es dazu Tricks oder bedarf es dafür umfangreises Astronomisches Wissen?

Die Motive für ein neues Bild finden sich entweder durch bereits bekannte Galaxien, die z.B. visuell schon mal beobachtet und katalogisiert wurden. Dann gibt es die Möglichkeit in astronomischen Archiven zu suchen (online oder über eine Software) oder dann möchte man vielleicht einfach auch ein besseres oder detaillierteres Bild von einem bereits bekannten Objekt machen. Mit der Zeit sammelt sich so eine lange ToDo-Liste an, die man allerdings meist nicht abzuarbeiten vermag.

Vielen Dank für dieses sehr interessante Interview!

Wer mehr über Fabian wissen möchte, der kann gern auf seiner Website vorbei schauen. Dort findet ihr noch weitere Informationen zu ihm uns seine Bilder. Vorbei schauen lohnt sich.

0
0
Warenkorb
Dein Warenkorb ist leerZurück zum Shop
Calculate Shipping