Der ein oder andere hat es sicherlich gemerkt. In den letzten Wochen haben wir uns wieder vermehrt dem Thema Sternspurenfotografie gewidmet. Doch es blieb nicht nur bei den “normalen” Spuren, wir wollten diesmal etwas Neues ausprobieren. Herausgekommen sind 2 Fotos bei denen die Spuren wie unzählige Sternschnuppen aussehen. Seit der Veröffentlichung der beiden Fotos erreichen uns nun täglich ein paar Fragen via Mail oder Facebook, in denen gefragt wird, was das genau für ein Effekt ist, ob es etwas künstliches am Himmel war oder wie solche Spuren entstehen. Heute möchten wir euch dies mal genauer erklären.
Zuerst sei gesagt, dass diese Fotos nicht auf einem seltenen Himmelsschauspiel beruhen. Man benötigt hierfür eigentlich nur eine sternenklare Nacht, viel Zeit, ein Bildbearbeitungsprogramm und natürlich eine Kamera samt Stativ. Mit etwas zusätzlicher Technik kann man sich die Arbeit einfacher machen, doch unbedingt notwendig ist sie nicht.
Bei uns kommt eine Canon EOS 5D Mark III mit einem aufgeschraubten Walimex Pro Weitwinkelobjektiv 14 mm 1:2,8 zum Einsatz. Stabilisiert wird die Kamera von einem Manfrotto 055XPROB Stativ Pro schwarz.
Sollte das Thema Sternenspurfotografie für dich völlig neu sein, so empfehlen wir dir erst einmal den folgenden Artikel. Dort werden dir die wichtigsten Grundlagen erklärt. Tipps und Tricks zur Sternenspurfotografie
Für eindrucksvolle “Sternschnuppeneffekt-Fotos” solltest du auf jeden Fall den Polarstern in dein Foto einbeziehen. Denn dieser Stern befindet sich ungefähr am Punkt der verlängerten Erdachse. Aus diesem Grund steht er in einer Nacht fast vollkommen still am Himmel, während sich alle anderen Sterne scheinbar um ihn herum bewegen. Dies ist jedoch nicht ganz korrekt. Die Sterne stehen immer fest am Himmel, lediglich unsere Erde rotiert um ihre Achse. Da der Polarstern jedoch fast auf der verlängerten Erdachse “sitzt” bewegt er sich nur sehr gering.
Am besten suchst du dir einen dunklen Standpunkt um die Sterne zu fotografieren. Öffne hierfür die Blende soweit wie nur möglich und stelle den ISO Wert auf ISO 200-400 ein. Du kannst versuchen, den ISO Wert noch weiter zu erhöhen. Achte jedoch darauf, dass das störende Bildrauschen nicht zu stark wird. Sollte dies der Fall sein, so gehe am besten wieder einige ISO Werte runter. Da du für diese Fotos sowieso längere Belichtungszeiten hast, ist ein zu hoher ISO Wert nicht sinnvoll.
Nun benötigst du viel Zeit. Denn jetzt hast du die Aufgabe, die Sterne während sie über den Himmel ziehen, in einzelnen Fotos festzuhalten. Um einen guten „Sternschnuppeneffekt“ hinzubekommen, ist es wichtig, dass du nicht zu lange belichtest da sonst bereits Spuren auf dem Foto zu erkennen sind. Dies ist bei einem normalen Sternspuren Foto nicht so tragisch, da ja genau so etwas gewollt ist. Für den „Sternschnuppeneffekt“ ist es aber nachteilhaft. Achte darum auf eine Belichtungszeit, die nicht länger als 60 Sekunden andauert. Ein sicherer Wert liegt bei 20-30 Sekunden. Warum dies so wichtig ist erfährst du später.
Mit immer denselben Einstellungen musst du nun in einem Zeitraum von ca. 1-2 Stunden nach und nach ein Foto machen. Ist die eingestellte Belichtungszeit vorüber und hat die Kamera das Foto gespeichert, musst du erneut auslösen und wieder ein Foto machen. Für einen schönen „Sternschnuppeneffekt“ benötigst du Fotos, die das Geschehen am Himmel ca. 1-2 Stunden auf den Einzelfotos festgehalten haben.
Damit du nicht ständig aufpassen musst rechtzeitig wieder auszulösen, empfehlen wir eine programmierbare Fernbedienung. Bei uns kommt neuerdings der Walimex Digitaler Timer zum Einsatz. Diesen programmierst du in nur wenigen Schritten so ein, dass er beispielsweise ein Foto mit einer Belichtungszeit von 60 Sekunden machen soll, anschließend wartet er 5 Sekunden und macht erneut ein Foto. Dies passiert solange, bis du das Ganze wieder stoppst. So ein Timer macht die Nacht um einiges angenehmer. Denn während du mit Freunden quatschst oder Sternenschnuppen zählst, macht die Kamera ihre Arbeit und belichtet nach und nach den Himmel für dich.
Nachdem du alle Fotos im Kasten hast, geht es an die digitale Bearbeitung. Aber keine Sorge! Im Grunde ist die Bearbeitung in nur wenigen Schritten erfolgt. Bei uns geschieht dies mit Adobe Photoshop CS6.
Zuerst lädst du alle Einzelfotos auf deinen Rechner. Solltest du im RAW Format fotografiert haben (was zu empfehlen ist), kannst du nun kleinere Korrekturen direkt als Stapelverarbeitung durchführen. Jedes Einzelbild wird somit exakt gleich angepasst. Nun speicherst du die Einzelfotos in einem extra Ordner als .bmp oder .tif ab. Da du mit Sicherheit 80-150 Fotos gemacht hast, kann dies einige Minuten dauern. Ist dieser Schritt getan, lädst du alle gespeicherten Fotos per Stapel in Photoshop rein. Auch dies kann wieder einige Minuten dauern.
Durch die vielen Ebenen bläht sich die Datei auf eine sehr große Dateigröße auf. In unseren Fällen konnten wir das Foto nicht einmal mehr speichern, da es eine maximale Größe von 8 GB überschritten hatte.
Jetzt geht es an den Sternschnuppen Effekt. Dieser lässt sich sehr einfach umsetzen. Hierfür musst du einfach alle Ebenen (außer das Ausgangsfoto) auf den Ebenenmodus “Aufhellen” stellen. Du wirst sehen, dass sich nun Sternspuren bilden. Um den sanften „Sternschnuppeneffekt“ zu erzielen, setzt du nun die Deckkraft der einzelnen Ebenen Schritt für Schritt um 1-2% herunter. Um die richtige Rotationsrichtung der Erde zu optisch sichtbar zu machen, musst du aufpassen dass du mit der richtigen Ebene beginnst. Das als allererstes geschossene Foto bekommt somit eine Deckkraft von nur 1%. Beginnst du mit dem letzten Foto, so verläuft der Effekt genau in die andere Richtung. Dein persönlicher Geschmack entscheidet jedoch für welche Richtung du dich entscheidest.
Setzte also Ebene für Ebene nach und nach auf eine immer höher werdende Deckkraft. Bild 1: 1% Deckkraft, Bild 2: 2% Deckkraft, Bild 3: 3& Deckkraft usw. Du wirst sehen, dass nach und nach ein sanfter Übergang von dunklem Himmel zu hellem Stern entsteht. Der gewünschte „Sternschnuppeneffekt“ ist da!
Um den Effekt noch weiter zu verstärken, kannst du die letzte Ebene, welche eine Deckkraft von 100% besitzt, noch etwas hervorheben. Klick hierfür auf “Filter > Sonstiger Filter > Helle Bereiche aufhellen“. Dort stellst du den Wert auf lediglich 1% und bestätigst mit OK. Die letzte Ebene erscheint nun heller als alle andere. Es ist also ein heller Stern entstanden der einen sanften Schweif hinter sich herzieht. Um das Bild nun nicht unnötig aufzublähen, bereinigst du alle Ebenen auf eine einzelne Ebene. Die Speichergröße wird nun extrem sinken.
Und das war es schon… Jetzt kannst du je nach Geschmack weitere Effekte oder Bildbearbeitung durchführen. Viel Spaß beim Ausprobieren!
Kenny Scholz hat für solche Sternschnuppenfotos eigens ein Script geschrieben welches er auf seiner Webseite zum Kauf anbietet. Es gibt auch eine kostenlose Version, dieser verkleinert nur die Bilder anschließend. Das Script führt genau die Bearbeitungsschritte durch, die wir oben beschrieben haben. Du gelangst somit schnell und einfach zu einem Foto mit Sternschnuppeneffekt.
Fotografen Spickzettel
Bilder sagen bekanntlich mehr als tausend Worte. Aus diesem Grund genießt unser Spickzettel für Fotografen vermutlich so viel Beliebtheit und dient vielen Fotografen als geniale Gedankenstütze für unterwegs. Die handliche DIN A6 Karte (10.5 cm x 14.8 cm) verdeutlicht dir an Hand von kleinen Grafiken, wie das Zusammenspiel zwischen ISO Wert, Blende und Belichtungszeit funktioniert und wie sich diese unterschiedlichen Einstellungen gegenseitig beeinflussen.
Da das Zusammenspiel der einzelnen Parameter in jedem fotografischen Themengebiet gleich sind, ist praktische Karte für alle Arten der Fotografie wie beispielsweise Nachtfotografie, Gewitterfotografie, Landschaftsfotografie oder Architekturfotografie bestens geeignet.
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